Umweltzahnmedizin

Umweltzahnmedizin Alpine Biodental

Die Umweltzahnmedizin beschäftigt sich mit Wechselwirkungen zahnärztlicher Materialien auf den menschlichen Organismus. Dabei werden sowohl die toxikologischen als auch die allergologischen Aspekte berücksichtigt. Ziel ist es, die auf den Körper wirkenden Trigger und Reizfaktoren zu reduzieren, damit der Organismus bestmöglich entlastet werden kann.

In keiner anderen Fachdisziplin werden so viele unterschiedliche Materialien verwendet, wie in der Zahnmedizin. Es gibt keinen Arzt, der so viele Fremdmaterialien in den Körper einbaut wie ein Zahnarzt. Daher ist es für den Zahnarzt enorm wichtig, die eingebrachten Materialien im Auge zu behalten und die Auswirkungen auf die Gesundheit zu kennen.

Neben der biologischen und ganzheitlichen Zahnmedizin bildet die Umweltzahnmedizin einen wichtigen Pfeiler unserer Behandlungsplanungen und -methoden.

Exkurs - Zahnärztliche Materialien und deren Auswirkung auf die Gesundheit

In der zahnärztlichen Praxis werden viele unterschiedliche Materialien verwendet. Ob Silikone, Metalllegierungen oder Kunststoffe – egal was man sich genauer anschaut, es handelt sich um ein Gemisch aus verschiedenen körperfremden Atomen oder Molekülen. Werden diese Substanzen in die Mundhöhle eingebracht, so gelangt ein gewisser Anteil unweigerlich in den Organismus. Die Aufnahme erfolgt sowohl lokal über die Schleimhaut, als auch über das Herunterschlucken in den Darm. Ein kleiner Anteil wird auch über die Lunge eingeatmet.

Toxische und immunologische Wirkung

Die meisten dentalen Materialien sind körperfremde, nicht physiologische Stoffgruppen. Diese wirken nach Aufnahme in den Körper sowohl toxikologisch als auch immunologisch. Auf toxischer Ebene geschehen Prozesse wie z.B. die Blockade unterschiedlicher Enzyme. Auf immunologischer Ebene kommt es zu einer Aktivierung von Immunzellen mit einer verstärkten Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen – eine chronische Entzündung mit einem andauernd aktiviertem Immunsystem ist die Folge.

Wenn der Patient auf eines der Inhaltsstoffe allergisch reagiert, dann äussert es sich in unterschiedlichen lokalen Symptomen. Rötungen, Zahnfleischentzündung, Mundtrockenheit oder das Brennen der Mundschleimhaut können sich bemerkbar machen.

Häufig bleibt jedoch die lokale allergische Symptomatik aus und systemische Immunreaktion findet statt. Diese systemischen Symptome sind sehr unspezifisch und führen stattdessen zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen.

Leaky Gut – Durchlässige Darmschleimhaut

Die in den Darm heruntergeschluckten Chemikalien haben die unangenehme Eigenschaft, die Darmschleimhaut durchlässiger zu machen. Die überlebensnotwendige Darmbarriere wird gestört und unverdaute Nahrungsmittel, Bakterien und Darmgifte überfluten den Organismus. Ein Leaky-Gut-Syndrom ist die Folge.

Ein durchlässiger Darm führt zu einer Entzündung in der Darmschleimhaut selbst (Reizdarm), zu einer unzureichenden Nährstoffresorption, zu oxidativem Stress und zu einer Leberfunktionsstörung. Auf Dauer führt dieser Zustand zu ernsthaften körperlichen Schäden – Autoimmunerkrankungen, systemische Entzündungsreaktionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige Beispiele.

Ein Leaky-Gut kann labordiagnostisch leicht diagnostiziert werden – nämlich durch einen erhöhten Nachweis des Proteins Zonulin.

Belastung durch Metalle im Mund

Metallische Zahnversorgungen sind, sowohl aus Sicht der Toxikologie als auch aus Sicht des Immunsystems, problematisch. In diesem Beitrag erklären wir, was Metallen im Mund im Körper anrichten können.

Zahnersatz aus Metall kann auf unterschiedliche Weise in den Körper abgegeben werden und die Gesundheit belasten. Durch Abrieb beim Kauen und Oxidationsprozesse (Korrosion), gelangen die Metalle in das umliegende Gewebe und den gesamten Organismus.

Die abgegebenen metallischen Ionen und Metallpartikel können lokal in der Mundhöhle zu Zahnfleischentzündung führen.

Die metallischen Substanzen, die heruntergeschluckt werden, können chronische Entzündung der Darmschleimhaut hervorrufen. Folglich erhöht sich die Durchlässigkeit der Darmwände (Leaky Gut), wodurch unverdaute Lebensmittel, Darmbakterien und Darmgifte in den Organismus einwandern können.

Diese erhöhte Darmpermeabilität wirkt dann systemisch auf den gesamten Körper und kann unterschiedliche, unspezifische Symptome hervorrufen.

Zu den gesundheitsschädlichen Metallen gehört z.B. das Amalgam.

Toxische Wirkung von Metallen

Viele Metalle sind in der Lage, einen oxidativen und nitrosativen Zellstress zu verursachen, was zur Folge hat, dass der Körper mit freien Radikalen überflutet wird. Diese sind sehr reaktiv und können verschiedene Körperbausteine, Enzyme und Zellen schwer schädigen. Des Weiteren können Metalle mit lebenswichtigen Mineralstoffen und Spurenelementen konkurrieren und diese aus ihrer Funktion verdrängen, was die Stoffwechselprozesse negativ beeinflussen kann.

Einfluss von Metallen auf das Immunsystem

Der Körper reagiert auf die eingedrungenen Metallionen bzw. Metallpartikel, indem das Immunsystem hochgefahren wird. Unterschiedliche Immunzellen, wie Lymphozyten oder Makrophagen, beginnen die metallischen Eindringlinge zu bekämpfen. Dies wiederum verursacht noch mehr oxidativen und nitrosativen Zellstress und raubt dem Körper eine Menge Energie. Die Aktivierung der Makrophagen, beim Kontakt mit Titan, wird z.B. durch den Titan-Stimulationstest bestimmt. Die Aktivierung der Lymphozyten, bei Kontakt mit Metallen, wird nachgewiesen durch den Lymphozytentransformationstest (LTT).
Eine solche Dauerbelastung kann an der Gesundheit des Körpers zehren, wodurch sich chronische Erkrankungen manifestieren können.

Keramik anstatt Metall

Laut Definition bezeichnet der Begriff Keramik, anorganische nichtmetallische Werkstoffe und grenzt die Keramik ganz klar von den Metallen ab. Die in der Zahnmedizin hauptsächlich verwendete Keramik ist das Zirkoniumdioxid. Ein Material, welches extrem biokompatibel und verträglich ist.

Keramiken bestehen aus Metalloxiden und haben in ihrer inneren Struktur starke kovalente Elektronenbindungen. Diese Bindungen fixieren die Atome in dem Gerüst und verhindern, dass diese abgegeben werden. Durch den hohen Oxidationsgrad der Atome, haben Keramiken kein Bestreben weiter zu reagieren oder zu korrodieren und verhalten sich neutral.

Im Gegensatz dazu liegen Metalle im elementaren Zustand vor. Die Elektronen zeigen keine starken Bindungen, sondern bewegen sich frei im Metallgitter herum. Dadurch sind die Strukturen nicht fixiert und Metallionen können leicht aus der Legierung in den Organismus abgegeben werden. Dieser Vorgang wird als Korrosion (Rosten) bezeichnet und kann zu allergischen Reaktionen und toxischen Wirkungen führen.
Diese chemischen Unterschiede resultieren in absolut unterschiedliche Eigenschaften zwischen Keramiken und Metallen.

Komplett unterschiedliche Eigenschaften

  • Keramik hat im Gegensatz zu Metalllegierungen keinerlei Duktilität, weshalb es sich bei Belastung nicht verformt, sondern bricht – ähnlich wie Glas.
  • Keramik kann keinen Strom leiten, da ihr die freien Elektronen fehlen.
  • Keramik kann Wärme schlecht leiten und ist somit ein guter thermischer Isolator. Im Gegensatz dazu zeigen Metalle eine gute Wärmeleitfähigkeit.
  • Keramiken sind chemisch inert (träge) und haben kein Bestreben, mit anderen Reaktionspartnern zu reagieren. Eine Reaktion mit anderen Werkstoffen ist ausgeschlossen.
  • Zirkoniumdioxid ist nahezu unlöslich und somit extrem biokompatibel. Metalle hingegen geben Ionen in den Speichel ab. Sofern mehrere unterschiedliche Metalllegierungen in der Mundhöhle vorhanden sind, steigt die Abgabe stark an. Es zeigt sich eine verstärkte Korrosion.

Keramik sollte immer bevorzugt werden

Auch wenn Zirkonium in die Gruppe der Metalle einzuordnen ist, ist Zirkoniumdioxid kein Metall mehr, sondern zeigt alle Eigenschaften einer Keramik. Es ist so wie Natrium und Chlor mit Kochsalz (Natriumchlorid) zu vergleichen. Die Eigenschaften sind absolut verschieden.
Aufgrund biologischer Gründe verwenden wir in unserer Praxis kein Metall, sondern Keramikimplantate, Keramikkronen und Keramikbrücken.

Dentale Kunststoffe

Heutzutage werden die meisten Füllungen aus dentalen Kunststoffen (Komposite) hergestellt. Diese Kunststofffüllungen bestehen aus einer großen Menge unterschiedlicher chemischer Substanzen, die sowohl toxisch, allergologisch als auch mutagen wirken können. Zu den gesundheitsschädlichen Stoffen im Komposit zählen unter anderem.

  • Triethylenglycol-Dimethacrylat (TEGDMA)
  • Hydroxyethylmethacrylat (HEMA)
  • Urethandimethacrylat (UDMA)
  • Bisphenol-Glycidyl-(di)-Methacrylat (Bis-GMA)

Auswirkung auf dem Körper

Aufgrund der hohen Komplexität der Kunststoffe kann auch das Krankheitsbild des betroffenen Patienten sehr unterschiedlich ausfallen. Zum Beispiel in Form von:

  • Kopfschmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Energiedefizit
  • Hautirritationen
  • Gelenkbeschwerden

Das Ausmass der Symptome ist vor allem abhängig vom

  • Aushärtungsgrad der Füllung
  • Wahl des Kunststoffs
  • Immunstatus / Entgiftungsfähigkeit des Patienten

Aushärtungsgrad der Füllung

Komposite befinden sich während des Einbringens in den Zahn in einem plastischen Zustand. Durch spezielle UV-Lampen werden die plastischen Monomere vernetzt und zu Polymeren ausgehärtet. Der Zahnarzt Dr. Just Neiss (Heidelberg) hat viel an Kompositen geforscht und festgestellt, dass fast alle gelegten Kunststoff-Füllungen zu wenig ausgehärtet sind, d.h. einen zu geringen Polymerisationsgrad aufweisen. Eine zu geringe Vernetzung/Polymerisation sorgt dafür, dass vermehrt reaktive Monomere, wie auch Ko-Monomere vorhanden bleiben, welche folglich in das lebende Körpersystem gelangen können. Die gesundheitliche Belastung steigt dadurch enorm an. Ein hoher Polymerisationsgrad ist somit für die Biokompatibilität ein entscheidender Faktor.

Die Wahl des Kunststoffs

Neben einer gründlichen Durchhärtung der Kunststoffe ist ebenfalls auf das Produkt zu achten. Viele Komposite beinhalten TEGDMA, HEMA, UDMA und BIS-GMA. Dabei handelt es sich um besonders reaktionsfähige und toxische Substanzen, die aus gesundheitlicher Sicht nicht vorhanden sein sollten.

Unser Kunststoff ist frei von BisphenolA, BisGMA, TEGDMA, HEMA und Fluorid. Des Weiteren achten wir darauf, dass der Anteil an Keramik so hoch wie möglich ausfällt.

Zusammenfassung

Aus Sicht der Umweltzahnmedizin, welche die Gesundheit des Menschen im Fokus hat, sollte auf Metalle im Mund verzichtet werden. Auch Kunststoffe, egal wie sehr auf das Material geachtet wird, bleiben chemische Verbindung mit einer erhöhten Belastung für den Körper. Sofern Kunststoffe verwendet werden, sollte unbedingt auf eine gründliche Aushärtung geachtet werden, weil dadurch die Giftigkeit abnimmt.

Das ideale Material in der Zahnmedizin ist Keramik, welche optimale Eigenschaften hinsichtlich Bioverträglichkeit, Langlebigkeit und Ästhetik aufweist. Keramik sollte, wenn möglich, immer gegenüber Kunststoff und Metall bevorzugt werden.

Dr. Artur Hein

Die Umweltzahnmedizin beschäftigt sich mit den verwendeten Materialien und der Gesundheit. Unsere Spezialisten helfen Ihnen gern weiter.

Dr. med. dent. Artur Hein Zahnarzt Winterthur

Weiterführende Informationen

Hier finden Sie weitere Informationen zu dem Thema, damit Sie sich einen tieferen Einblick verschaffen können.